Die Apokryphen

Die (alttestamentlichen) Apokryphen (griech. apókryphos = versteckt, heimlich, unecht) sind nicht als Gottes Wort zu bezeichnen. Sie sind zeitlich zwischen AT und NT entstanden.

Die wichtigsten Einwände für die Nichtgleichwertigkeit zur Bibel sind:

1. Sie enthalten einige der Bibel widersprechende Lehren wie Sündenvergebung durch Almosengabe (Tob 12,9), Befürwortung magischer Praktiken (Tob 6,9), Sündenvergebung für Tote durch das Gebet der Lebenden (2 Makk 12,46).

2. Sie waren nie Bestandteil des jüdischen Kanons, da es sich um spätere Zusätze handelt. Die Apokryphen blieben darum immer umstritten. Das Dogma der katholischen Kirche vom Konzil zu Trient stellte 1546 die Apokryphen gleichberechtigt neben AT und NT und ist als Reaktion auf die Reformation aufzufassen.

3. Sie werden von keinem Schreiber des NT zitiert, obwohl im NT bis auf vier kurze Schriften alle Bücher des AT einbezogen werden.

4. Die Apokryphen verstehen sich selbst nicht als fehlerfrei. In der Vorrede des Buches Sirach heisst es: "Darum bitte ich, ihr wollet es freundlich annehmen und mit Fleiss lesen und uns zugut halten, so wir etwa in einigen Worten gefehlt haben, obwohl wir allen Fleiss getan haben, recht zu dolmetschen."

Bewertung der Apokryphen: Sollte man die Apokryphen völlig verwerfen? Luther gab die treffende Formulierung, die er diesen Schriften voranstellte: "Das sind Bücher, so der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind."

Wenn man die Apokryphen nicht mit der Gewichtung der Bibel liesst, sondern im Sinne einer Dichtung und als geschichtlich bemerkenswerte Bücher (wie z. B. die Makkabäer), wird man dennoch manchen Nutzen daraus ziehen. Insbesondere ist das Buch Sirach zu schätzen, da es zu allen möglichen Situationen des Lebens ausführlich Stellung bezieht und dieses in starker inhaltlicher und formaler Anlehnung an die Weisheitsbücher der Bibel geschieht, ohne den Anspruch zu erheben, Wort Gottes zu sein.